Was macht der Pfarrer, wenn mitten im Gottesdienst plötzlich ein Handy klingelt und er feststellen muss, dass es sein eigenes ist? Noch nie vorgekommen? Wer am Palmsonntag in Turbenthal in der Kirche war, konnte diese Situation live miterleben. Grund für den Anruf, den Pfarrer Marc Schedler so unerwartet entgegen nehmen musste, war die Ankündigung eines wichtigen Besuches. Der Gast würde nun doch früher als erwartet ankommen. Nun musste es also schnell gehen. Wie konnte man den Gast gebührend empfangen? Welches Lied spontan einsingen? Zum Glück waren die Katechetinnen Kathrin Girschweiler und Barbara Hefti und die Kinder des 3. Klass-Untis zur Stelle. Sie konnten der Gemeinde das Lied „Ho-ho-hosianna“ lehren. Die Singproben waren keine Minute zu früh fertig, denn schon kamen Boten in die Kirche gestürmt, die laut „Er ist da!“, „Kommt schnell, er ist da!“ riefen.
Die ganze Gemeinde begab sich also umgehend in den Kirchenpark, wo der wichtige Gast erwartet wurde. Vielleicht beschlich beim Verteilen der selber gemachten Palmwedel den einen oder anderen schon eine Ahnung, um wen es sich bei diesem wichtigen Gast handeln könnte. Spätestens aber, als die 3. Klass-Unti Kinder verkleidet als Jesus und seine Jünger und Jüngerinnen in Begleitung eines echten Esels auftauchten, wurde es allen klar: Hier findet der Einzug von Jesus in Jerusalem statt!
Der Esel Pinocchio, geführt von einer Jüngerin und einem Jünger, ging zügigen Schrittes voran, während Jesus und seine weiteren Jüngerinnen und Jüngern folgten. Die Gemeindemitglieder legten ihre Palmwedel auf den Weg und begleiteten den Zug mit lautem „Ho-ho-hosianna!“ Der Einzug führte vom Kirchenpark durch den Haupteingang und das Kirchenschiff und endete vor der Treppe, die zum Taufbecken führt. Während des nächsten Liedes war Pinocchio noch Gast im Gottesdienst, dann verliess er mit seiner Besitzerin Esther Burkhard die Kirche via Seitenausgang.
In der folgenden Predigt ging Pfarrer Schedler auf die unterschiedlichen Charaktereigenschaften von Pferden und Eseln ein, und erläuterte warum Jesus auf einem tapferen Esel und nicht auf einem stolzen aber scheuen Pferd in Jerusalem einzog. Anschliessend feierten die 3.Klass-Unti-Kinder gemeinsam mit ihren Eltern und der Gemeinde das Abendmahl. Den Traubensaft erhielten die Kinder aus ihren eigens dafür gestalteten Abendmahlbechern. Mit einem Segenslied endete dieser Abendmahlgottesdienst voller Überraschungen.
Wenn man die anwesenden Kinder, Jugendlichen und auch Erwachsenen in Zukunft fragen wird, was wir Christen am Palmsonntag feiern, werden sie nun wohl ohne zu zögern zur Antwort geben können: „Wie Jesus auf einem Esel in Jerusalem eingezogen ist.“ Und vielleicht werden sie noch anfügen: „Ich war dabei!“
Text: Barbara Hefti, Katechetin Turbenthal
Foto: Martin Hefti
Ref. Kirche Turbenthal